Nachweislich fördert zu trockene Luft gereizte Augen, Husten, Halsschmerzen, rissige Haut und Infektionen (Bakterien, Viren z. B. Coronaviren). Ihre Wände, Fußböden, Möbel, Pflanzen, Lüftungsanlagen und Ihr Verhalten sind die entscheidenden Faktoren zur Anpassung der Luftfeuchtigkeit.
Die Luft ist stets bestrebt so viel Feuchtigkeit (in Form von Wasserdampf) wie möglich aufzunehmen. Das wird allerdings durch die Temperatur begrenzt. Hintergrund sind die Gesetze der Thermodynamik.
Grundregel: je niedriger die Temperatur, desto weniger Feuchtigkeit kann als Dampf aufgenommen werden.
Beispiel: Außen 0 °C und 53 % relative Luftfeuchtigkeit. Wird diese Luft in den Innenraum gelüftet, entspricht das bei 20 °C nur noch ca. 14 % relative Luftfeuchtigkeit.
Durch die niedrigen Außentemperaturen im Winter entsteht trockene Raumluft insbesondere in dieser Zeit.
Nachfolgend eine Zusammenfassung wichtiger Studien:
In einer Studie von John D. Noti et al. (1) wurde das Aushusten von Grippe-Viren (Influenza) simuliert mit unterschiedlicher Luftfeuchtigkeit. Die Ergebnisse zeigten, dass die Dauer der Ansteckungsfähigkeit signifikant mit steigernder Feuchtigkeit abnimmt.
Nach 60 min waren bei 23 % relative Luftfeuchtigkeit noch maximal 77 % infektiös. Bei 43 % lag die Ansteckungsfähigkeit nur noch bei 15 %.
2009 wurde eine Studie (Lisa M. et al. (2)) zu Coronaviren veröffentlicht, in der gezeigt wurde, dass niedrige Temperaturen, also auch niedrige (z. B. 20 %) und hohe (z. B. 80 %) Luftfeuchtigkeit die Überlebensdauer von Coronaviren verlängert und begünstigt.
Die Forscher Wan Yang et al. (3) kamen zum Ergebnis, dass die Aufrechterhaltung einer hohen Raumluftfeuchtigkeit und Belüftungsrate dazu beitragen kann, das Risiko einer Influenza Infektion zu verringern.
Diese Ergebnisse Eriko Kudo et al.(4) deuten darauf hin, dass bei trockener Luft (10-20 % r.F.) die Abwehrkräfte gegenüber Influenza-Infektionen beeinträchtigt sind, die Gewebereparatur reduziert wird und eine sogenannte kaspasenabhängige Krankheitspathologie hervorgerufen wird.
Eine epidemiologische Studie (5) über 30 Jahre aus den Vereinigten Staaten zeigte, dass ein Rückgang der absoluten Feuchtigkeit (die von der relativen Luftfeuchtigkeit und der Temperatur abhängt) am engsten mit dem Anstieg der durch die Grippe bedingten Todesfälle korreliert.
„Verdunstungsrate, Tränen-LLT, Augenkomfort, Tränenstabilität und Produktion wurden durch die niedrige relative Luftfeuchtigkeit nachteilig beeinflusst. Die Tränenfilmparameter, die nach einer 1-stündigen Exposition in einer trocknenden Umgebung beobachtet wurden, waren denen des Patienten mit dem trockenen Auge ähnlich. Um eine Störung des Tränenfilms und eine mögliche Schädigung der Augenoberfläche zu vermeiden, müssen daher die Umgebungsbedingungen an trockenen Orten verbessert oder der Tränenfilm vor ungünstigen Umgebungsbedingungen geschützt werden.“ so die frei übersetzte Schlussfolgerung der Studie (6) von Abusharha AA, Pearce EI.
Die Übersichtsarbeit von A V Arundel et al. (7) mit fast 100 Referenzen zeigte bereits 1986, dass negative gesundheitliche Auswirkungen bei einer relativen Luftfeuchtigkeit zwischen 40 und 60 % minimiert werden. Berücksichtigt wurden dabei:
Im Internet finden sich Beobachtungen z. B. von Fußbodenheizungen und trockener Luft. Zu den Theorien habe ich keine verlässlichen Vergleiche/ Versuche finden können. Die Heizung ist allerdings für Nebeneffekte von zu trockener Luft verantwortlich.
Normale Heizkörper an der Wand erwärmen die Luft und dadurch entsteht eine Umwälzung (Konvektion). Dabei werden allerdings Feinstäube ständig in Bewegung gehalten und diese belasten die Atemwege.
Nach unserer Erfahrung sind Wandheizungen (große Fläche, niedrige Temperaturen) die beste Wahl für das Raumklima und das Wohlbefinden. Sie sparen zudem Energie durch niedrige Vorlauftemperaturen (<35 °C) und schützen richtig angebracht vor Schimmelbefall an Außenwänden.
Beispiel einer Wandheizung im Altbau
Neue luftdichte Gebäude und insbesondere Schulen, Kita, Kindergärten benötigen eine Lüftungsanlage, damit die Kinder und Lehrer genügend Sauerstoff und saubere Luft haben.
Leider fördern Lüftungsanlagen durch den ständigen Luftaustausch, die Dimensionierung und die Einstellungen trockene Luft. Das nachfolgende Beispiel habe ich bei einer Raumluftmessung in einer neuen Kindertagesstätte im April gemessen.
Diese extrem niedrigen Werte sind nicht nur messbar, sondern im Raum wahrnehmbar. Nach wenigen Stunden hatte ich gereizte Augen und Kopfschmerzen. Das ist natürlich nur meine subjektive Wahrnehmung, aber Kollegen berichten von ähnlichen Symptomen und Unwohlsein.
Die folgende Auflistung basiert auf praktischen Erfahrungen und Messergebnissen.
Hängen Sie nasse Handtücher oder Wäsche zum Trocknen in die jeweiligen Räume – nur mit Messgerät empfehlenswert (s.a. auch unten Absatz "Kontrollieren Sie die Luftfeuchtigkeit").
Achtung: eine zu starke Befeuchtung kann zur Schimmelbildung führen – insbesondere bei Wärmebrücken (kalte Stellen) und absperrenden Oberflächen (z. B. Standard Wandfarbe, Vinylboden, Kunststoff-Beschichtungen).
Auch Chemikalien aus Waschmitteln können sich negativ auf die Atemwege auswirken (dazu folgt ein separater Artikel).
Insbesondere der letzte cm aller Oberflächen entscheidet über das Raumklima und damit über einen Feuchtigkeitsausgleich.
Unsere praktischen Erfahrungen der letzten Jahrzehnte zeigen, dass die natürlichen Materialien wie Kalk (insbesondere Sumpfkalk), Lehm, Massivholz die besten Speicher- und Ausgleichseigenschaften besitzen.
Das heißt, durch die große innere Oberfläche wird Feuchtigkeit zwischen gespeichert (Bsp. Holz aus Eiche kann ca. 20 - 30 kg Wasser pro m3) und bei sinkender Luftfeuchtigkeit wieder abgegeben.
Sie minimieren auch das Risiko von Schimmel wie bei der vorher beschriebenen Hausmittel-Methode.
Achtung: leider werden vielfach Kunststoffe und andere Additive in die Farben, Putze und Beschichtungen gemischt (Erfahrungen aus über 500 Produktprüfungen). Diese können bis zu einem Plastikfolien-Effekt führen, d. h. Luftfeuchtigkeit kann nicht zwischen gepuffert werden.
Gerne beraten wir Sie für Ihr Bauprojekt.
Ein natürlicher Weg ist, Pflanzen zur Erhöhung der Luftfeuchtigkeit im Raum einzusetzen. Sie produzieren Sauerstoff und können zur Luftreinigung beitragen – definitiv empfehlenswert.
Leider reichen Pflanzen im Raum allein nicht aus, außer Sie haben einen „Urwald“ zu Hause, der wiederum zu viel Feuchtigkeit produzieren kann.
Eine Sache ist zu beachten: Pflanzenerde kann verschimmeln, s.a. Artikel: Schimmel auf Blumenerde: Gefährlichkeit, Mittel und Tipps.
Es gibt Lüftungsanlagen mit Feuchtigkeits-Rückgewinnung – das ist zu empfehlen. Auch weitere technische Möglichkeiten sind möglich.
Bitte sprechen Sie auch mit Ihrem Lüftungstechniker und fragen nach Möglichkeiten der Verbesserung.
Kontaktieren Sie uns gerne für eine Prüfung der Lüftungsanlagen und bei der Planung von neuen Gebäuden.
Es gibt einige Luftbefeuchter auf dem Markt, die eine gute Unterstützung sein können. Sie sollten darauf achten, dass eine Luftfeuchtigkeit eingestellt werden kann.
Ich selbst habe einen Ultraschall – Luftbefeuchter im Dezember 2020 getestet, aber mir ist das Risiko einer Verkeimung zu hoch. Daher werde ich weitere Geräte testen und bei Erfolg eine Empfehlung aussprechen.
Für größere Gebäude gibt es Profi-Lösungen. Bei Bedarf vermitteln wir entsprechende Kontakte.
Diese einfache und bewährte Lösung bei zu trockener Luft wird gerne vergessen: trinken Sie regelmäßig und vermehrt reines Wasser!
So werden die Schleimhäute befeuchtet und Sie selbst dienen nebenbei als Feuchtigkeitsspender.
Das Dauerlüften mit Fenster auf Kipp im Winter trocknet die Luft schneller aus und führt zur Auskühlung von Bauteilen (Schimmelrisiko) sowie nie zu einem wichtigen Austausch der kompletten Raumluft, s.a. Chronisch müde? – probier die kostenlose Frischluft-Therapie.
Richtig ist das regelmäßige Stoßlüften (Durchzug z. B. durch zwei gegenüberliegende Fenster) – umso kälter die Außentemperaturen, desto schneller geht der Luftaustausch.
Messwerte sind wichtig, damit Sie überhaupt wissen, wie trocken oder feucht Ihre Raumluft ist.
Bitte messen Sie die Luftfeuchtigkeit in allen Räumen, in denen Sie sich viel aufhalten wie Arbeitsplatz, Büro, Schlafzimmer, Kinderzimmer etc.
Folgende Hygrometer habe ich u. a. selbst im Einsatz:
Unterstützen Sie Ihre Gesundheit durch die Umsetzung einer oder mehrerer Tipps dieses Artikels. Sie werden die Veränderungen bemerken!
Autor:
Waldemar Bothe
Dipl.-Ing. (FH)
Bausachverständiger kdR
Geruchsprüfer kdR
Vorstandsmitglied der DGUHT e. V. - aktiv für Mensch und Umwelt
Leiter des Bundesverband Bauberater kdR
(1) "High humidity leads to loss of infectious influenza virus from simulated coughs"; John D. Noti et al.; 2013; am 26.02.2020 abgerufen unter: http://dx.plos.org/10.1371/journal.pone.0057485
(2) "Effects of Air Temperature and Relative Humidity on Coronavirus Survival on Surfaces"; Lisa M. Casanova, Soyoung Jeon, William A. Rutala, David J. Weber, Mark D. Sobsey; am 09.03.2020 abgerufen unter: https://aem.asm.org/content/76/9/2712
(3) "Dynamics of airborne influenza A viruses indoors and dependence on humidity"; Wan Yang,Linsey C. Marr; veröffentlicht 24.11.2011; am 09.03.2020 abgerufen unter: https://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0021481
(4) "Low ambient humidity impairs barrier function and innate resistance against influenza infection"; Eriko Kudo, Eric Song, Laura J. Yockey, Tasfia Rakib, Patrick W. Wong, Robert J. Homer und Akiko Iwasaki; veröffentlicht 13.05.2019; am 09.03.2020 abgerufen unter: https://www.pnas.org/content/116/22/10905
(5) "Absolute humidity and the seasonal onset of influenza in the continental United States."; Shaman J, Pitzer VE, Viboud C, Grenfell BT, Lipsitch M (2010); am 09.03.2020 abgerufen unter: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/20186267?dopt=Abstract
(6) "The effect of low humidity on the human tear film."; Abusharha AA, Pearce EI (2013); am 24.03.2020 abgerufen unter: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/23023409
(7) "Indirect health effects of relative humidity in indoor environments."; A V Arundel et. al; am 10.08.2021 abgerufen unter: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC1474709/
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Da die Luft unser wichtigstes Lebensmittel ist, schauen wir genauer auf die Produkte, die wir empfehlen. Gemäß dem Motto "was nicht drin ist kann auch nicht rauskommen" arbeiten wir mit volldeklarierten Produkten (Angabe aller Rohstoffe / Inhaltsstoffe), die möglichst noch unabhängig überprüft wurden. Höchste Gesundheits- und Umweltverträglichkeit ist unser Anspruch.
Daher steht kdR für kontrolliert deklarierte Rohstoffe.
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